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Glücksspiel-Virus
Gegen Glücksspielsucht
25. September 2020

Während die Corona-Krise noch immer fast alle Bereiche unseres täglichen Lebens fest im Griff hat, hat eine Meldung aus der Politik zahlreiche Suchtexpertinnen, Suchtexperten sowie Betroffene und Angehörige von Menschen mit glücksspielbezogenen Problemen in Aufruhr versetzt. Der sinngemäße Wortlaut dieser Nachricht, die erstmals im Juni 2020 kursierte und Anfang September unter anderem in der Tagesschau und der Süddeutschen Zeitung in aktualisierter Form auftauchte: Die Bundesländer dulden illegale Online-Glücksspiele!

Immense Gefahren
Vor dem Hintergrund dieser Nachricht sagt Konrad Landgraf, Geschäftsführer der Landesstelle Glücksspielsucht in Bayern (LSG) und Suchtexperte: „Diese Entscheidung ist eine Katastrophe für den Spielerschutz. Zu einem geeigneteren Zeitpunkt könnte der diesjährige Aktionstag gegen Glücksspielsucht am 30. September deshalb gar nicht stattfinden.“ Wie in den Jahren zuvor werden die LSG und zahlreiche von der LSG finanzierte Fachstellen deshalb wieder mit bayernweiten Aktionen öffentlich gegen Glücksspielsucht Stellung beziehen. Die Gefahren, die mit bestimmten Glücksspielen – und hierzu zählen insbesondere zahlreiche Online-Glücksspielangebote – einhergehen, sind immens.

Keine normale Freizeitbeschäftigung
„Von Seiten der Glücksspielindustrie werden Glücksspiele gerne als ganz normale Freizeitbeschäftigung dargestellt, was sie aber nicht sind“, sagt Landgraf, denn bundesweit haben nach Angaben der BZgA über 400.000 Menschen glücksspielbezogene Probleme. Landgraf: „Natürlich ist Corona ein Hemmschuh für unsere geplanten Aktionen, weil uns erschwert wird, mit den Menschen auf den Straßen in Kontakt zu treten. Alle teilnehmenden Beraterinnen und Berater tragen deshalb Masken und halten natürlich die geltenden Mindestabstände ein.“ Trotz Corona haben wieder zahlreiche Beratende der LSG zugesagt, beim Aktionstag mitzumachen.

Auch der Betroffenenbeirat Bayern Stimme der SpielerInnen wird am Aktionstag dabei sein. Beim Betroffenenbeirat haben sich von Glücksspielsucht betroffene Männer und Frauen sowie Angehörige im Jahr 2018 zu einem selbstständigen Gremium organisiert. Gemeinsam setzen sie sich für eine Stärkung des Spieler- und Jugendschutzes ein und wollen der Glücksspielsucht entgegenwirken.

Schutzmechanismen nicht einsatzbereit
Landgraf erklärt, dass es beim Aktionstag darum geht, mit den Menschen über das Thema Glücksspielsucht und deren Folgen zu sprechen, Info-Materialien zu verteilen und konkrete Fragen der Passantinnen und Passanten zu beantworten. Dass Glücksspielanbieter, die jahrelang illegale Online-Glücksspiele in Deutschland angeboten haben, nun geduldet werden sollen, ist dem Suchtexperten ein Dorn im Auge. Landgraf: „Das ist ein Schlag ins Gesicht jener Menschen, die durch Glücksspiele alles verloren haben.“

Hinzu kommt, dass die wichtigsten Schutzmechanismen, die im neuen Glücksspielstaatsvertrag geplant sind, noch überhaupt nicht einsatzbereit sind. „Aus Sicht des Spielerschutzes ist hier die Reihenfolge vollkommen verkehrt“, erklärt Landgraf. Wenn überhaupt, so der Experte weiter, sollten Online-Glücksspiele erst dann zugelassen werden, wenn wirklich alle Schutzmechanismen und die länderübergreifende Aufsichtsbehörde, die deren Einhaltung überwachen soll, einsatzbereit sind. Und nicht umgekehrt.

„Die Folgen einer Glücksspielsucht sind mitunter dramatisch“, weiß Landgraf und ergänzt, dass Betroffene häufig ihr ganzes Geld verspielen, ihren Arbeitsplatz, ihre Familie und Freunde verlieren, oftmals Depressionen bekommen und mitunter sogar kriminell werden. Hinzukommt, dass bei Personen mit einer Glücksspielproblematik eine überdurchschnittlich hohe Suizidgefahr besteht. Der Aktionstag, der die Menschen aufklären soll, liegt Landgraf deshalb besonders am Herzen.


Quelle: OTS / Bild: © uschi dreiucker /pixelio.de

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