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Daddeln bis zum Ruin
Kommentar von Jens Anker
20. Mai 2021

Es ist zehn Jahre her, dass nach der Liberalisierung des Glücksspielstaatsvertrags die Zahl der Spielhallen in Berlin rasant anwuchs. In Neukölln, Spandau und Mitte prägten die grell verklebten Schaufenster der Daddelbuden ganze Straßenbilder und führten zur Verelendung einiger Kieze. Seitdem geht Berlin dagegen vor, gegen massiven Widerstand der Glücksspielindustrie, unzählige Klagen wurden geführt - aber durchweg verloren.

Nachdem Berlin bundesweit das erste Gesetz gegen die ausufernde Flut der Spielhallen verabschiedet hatte, dauerte es weitere fünf Jahre, bis die ersten schließen mussten. Seitdem mussten immer mehr die Automaten abstellen. Allein im vergangenen Jahr senkte sich die Zahl der Spielhallen in der Stadt noch einmal um ein Drittel.

Kampf gegen Wettbüros
Das Beispiel zeigt, dass es sich lohnt, einen langen Atem zu behalten. Einen gleichen Weg will Berlin beim Kampf gegen Wettbüros einschlagen. Hier könnte es sogar schneller gehen, weil sich diese Anbieter ohnehin in einer rechtlichen Grauzone bewegen und daher keine langen Übergangsfristen notwendig sind.

Doch während sich das Stadtbild langsam von der Verschandlung durch die schrill leuchtenden Spielhallen erholt, ist die Gefahr der Spielsucht noch längst nicht gebannt, weil sich die Glücksspielangebote nicht so leicht reglementieren lassen wie in der Stadt. So steht zu befürchten, dass ein großer Teil der Spielsüchtigen sich finanziell und sozial im Internet ruiniert.

Prävention hilft
Das Einzige, was dagegen hilft, ist Prävention. Möglichst früh müssen möglichst viele Menschen davon überzeugt werden, dass das krankhafte Daddeln im Internet verhängnisvolle Folgen für das eigene Leben hat. Zwar gibt es entsprechende Angebote - doch die müssten gerade in Zeiten der Pandemie massiv ausgebaut werden, um die Gefahr umfassend zu bannen.


Über Jens Anker
Jens Anker arbeitet seit über zwanzig Jahren als Redakteur bei verschiedenen Berliner Tageszeitungen. Für »Tagesspiegel«, »Berliner Morgenpost« (für die er diesen Kommentar verfasste) und »Die Welt« verfolgte er unter anderem die Prozesse gegen den Kaufhauserpresser Dagobert und den sogenannten Hoyzer-Prozess um manipulierte Fußballspiele. 2011 wurde er mit dem 1. Wächterpreis des Bundesverbandes der deutschen Zeitungsverleger für die Aufdeckung des Missbrauchskandals in der katholischen Kirche ausgezeichnet. Jens Anker lebt und arbeitet in seiner Heimatstadt Berlin.


Quelle: OTS / Bild: © Jörn Schulz /pixelio.de

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